Minimalismus gefällt mir, nein noch mehr, er macht süchtig

Katharina Sporleder von Heartfamily durfte ich in Thailand kennen und schätzen lernen und als sie mich anfragte ob ich bei ihrer Blogparade mit dem Thema "Befreites Familienleben" mitmachen wolle, wars für mich klar, dass ich das will. So entstand dieser nachfolgende Artikel.

Wenn Dinge unglücklich machen

Ihr kennt doch sicherlich die Frage, was ihr auf eine einsame Insel mitnehmen würdet, wenn ihr nur drei Dinge mitnehmen dürftet. Sich auf nur drei Dinge zu beschränken scheint auf den ersten Blick sehr schwierig. Doch wenn man bedenkt, was man im Alltag wirklich braucht um glücklich zu sein, ist es nicht viel und oft sind sogar drei Dinge zuviel.

 

Vor einem Jahr etwa habe ich angefangen unser Hab und Gut auszusortieren. In erster Linie, weil wir im Sommer umgezogen sind. Nicht etwa in eine kleinere Wohnung. Nein im Gegenteil. Das jetzige Zuhause ist viel grösser. Und trotzdem wollte ich nicht mehr so viel materiellen Ballast mitnehmen. Es ist mir gelungen zu reduzieren. Doch wenn ich jetzt durch das Haus laufe, denke ich erstens, wo zur Hölle, das alles in der anderen Wohnung Platz hatte und zweitens ist es mir einfach zu viel.

 

 

Ich hatte etwas Hilfe dabei. Und zwar hat mir eine Freundin das Buch Magic Cleaning von Marie Kondo, auch die Konmarie-Methode genannt, empfohlen. Vieles davon konnte ich innert kürzester Zeit umsetzen. Aber bei der Deko bin ich angestanden, bin dann zu den persönlichen Erinnerungsstücken gehüpft und habe da auch viel weggeworfen, verschenkt und weggegeben. Aber eben nicht alles. Ich hänge sehr an Erinnerungen. Und deswegen liegen noch viele Fotos in Schachteln und warten darauf eingescannt und danach, vielleicht, irgendwann zu einem Album zusammengestellt zu werden. Und dann wären da noch meine vielen Bastel- und Nähsachen. Diese haben im neuen Bastelraum alle ihren Platz. So übersichtlich, stören sie mich nicht mehr und das Kreativsein macht wieder Spass. Der Keller ist immer noch recht voll mit diversen Sachen. Kisten mit Kinderkleider stapeln sich da, denn vielleicht gibt’s ja nochmal eins, wer weiss, oder der Bruder ist dann froh darum. Und was ist mit den ganzen Faschingskostümen? Irgendwann braucht sicherlich irgendwer wieder etwas daraus. Erkennst du dich bei einigen dieser Gedankengänge wieder? Also du siehst es gibt noch viel zu tun bei mir? Und bei euch? Wie sieht es bei euch aus?

 

Vor kurzem sind wir von Thailand zurückgekommen. Ich brauchte eine Auszeit. Für 9 Wochen nach Thailand zu gehen, dafür habe ich mich entschieden, da mir hier die Decke auf den Kopf gefallen ist. Nach unserem Umzug von einer 4,5 -Zimmer Wohnung in ein 2-Stöckiges Haus mit Garten, fiel diese Entscheidung relativ schnell.

Da putzen nicht meine Leidenschaft ist und ich das gärtnern erst noch lernen muss, war mir bald alles zu viel.

 

 

 

Wir packten unseren 60-Liter Rucksack mit knapp 10 kg Kleider und den wenigen Hygiene-Artikeln, welche wir brauchen. In einem Rollköfferchen haben wir Spielsachen für die Kinder eingepackt. Und dann waren da noch die drei kleinen Rucksäcke für Taro, Nora und mich für die Ausflüge und Reisen. That’s it. Und wisst ihr, es war genug. Ja in Thailand mussten wir einiges kaufen. Zum Kochen und putzen. Ein anderes Mal würde ich das von zuhause mitnehmen. Und da die Kinder aus ihren Kleidern für diesen Sommer rausgewachsen sind, habe ich sie auch noch mit diesen eingedeckt. Ansonsten waren wir viel unterwegs, im Pool, am Strand, mit neugewonnenen Freunden etwas am Auskundschaften.

 

 

Ich genoss diese zusätzliche Freiheit. Zu wissen, dass wir unsere 7 Sachen in kurzer Zeit eingepackt haben und gehen können. Nie musste ich mit den Kindern streiten, dass ich nicht ins Bett konnte, weil gefühlte 300 Stofftiere darauf verteilt waren. Kein einziges Mal bin ich im Dunkeln auf irgendwelche Autos, Lego oder Bauklötze gestanden. Die Zeichnungen haben wir entweder aufgehängt oder fotografiert und auf dem Laptop abgespeichert. Auch meine Kinder thematisierten das und fanden es schön, dass Mami nicht wütend wird, weil sie jetzt keine Lust zum aufräumen hatten.

Ich bin zwar Familienberaterin und -begleiterin. Aber nur bis zu einem gewissen Alter. Im Moment. Denn dies hier ist für mich Neuland. Ich habe dazu keinerlei Ausbildung, ausser meine eigene Lebenserfahrung. Die zahlreichen Kinder, welche ich in meinem Leben schon gehütet habe, konnten mich auf diese Situationen leider nicht vorbereiten.

 

Inzwischen, wieder zuhause, ist die Umstellung schwer.

Nicht nur der Kulturschock, die Zeitumstellung und das andere Klima, nein auch die Materialität. Vieles wird von Dingen abhängig gemacht. Das stört mich. Und zuhause haben wir einfach zu viel. Zu viele Dinge, welche unseren Alltag bestimmen. Respektive, das was schön aufgeräumt ist und auch schnell wieder an seinen Platz geräumt wird, geht noch. Aber die vielen Spielsachen sind mir ein Gräuel. Es gibt Dinge, die brauchen Platz, wenn man damit spielt. Das ist mir klar und da darf die Brio-Eisenbahn von mir auch mehrere Tage die ganze Wohnung in Beschlag nehmen. Kein Ding. Aber wenn mein lieber 5-jähriger Sohn findet, er muss alles aus allen Ecken, Kisten, Schränken und Gestellen rausreissen, ohne damit zu spielen und weigert sich dann diese aufzuräumen, geschweige mir dabei zu helfen. Dann denke ich, ist es Zeit zu reduzieren.

 

Ich habe nicht schlecht gestaunt, was seine Reaktion auf meine Frage war, ob er denn einige Stofftiere nach Thailand schicken wolle, oder Kindern schenken wolle, welche keine hätten. Er sagte ja. Ohne mit der Wimper zu zucken oder darüber nachzudenken.

 

 

Einige Tage später, nahmen wir das dann in Angriff. Schlussendlich hat er eine Kiste gefüllt. Nora wollte keines weggeben. Sie ist nun 2,5 Jahre alt. In diesem Alter hätte er wohl auch keins hergegeben. Beim Aussortieren hielt er mir eins nach dem andern unter die Nase und fragte von wem er welches bekommen hätte. Zu meinem Erstaunen, wusste ich, ausser von einem einzigen, genau von wem und zu welchem Anlass er welches geschenkt gekriegt hatte. So hatte ich mehr Mühe seine Entscheidungen zu akzeptieren. Immer wieder schlich sich ein Gedanke ein, welcher nicht optimal war. Zum Beispiel, was wir dann Gotti sagen, wen sie danach fragt. Aber ich wusste, ich musste das abschütteln, sonst kommen wir nicht vorwärts. Am Schluss hatte er noch  Stofftiere, die er behalten wollte. Hatte aber gut dieselbe Anzahl, wenn nicht noch mehr aussortiert. Jetzt muss ich nur schauen, dass ich diese so schnell wie möglich weggebe, bevor er es sich anders überlegt.

 

Und nun liebe Schenkenden. Es ist toll, dass ihr uns etwas geben wollt, von Herzen. Und ja, ihr dürft uns beschenken. Aber denkt mal zurück an eure Kindheit und daran, was euch gut getan hat. Erinnert ihr euch an die vielen Geschenke, die ihr erhalten habt? Welche waren eure liebsten? Oder waren die Zoo- und Zirkusbesuche, die Wanderungen und Velotouren doch cooler, welche ihr mit euren Liebsten machen durftet? Und jetzt denkt mal daran, worüber ihr euch heute freuen würdet? Ihr möchtet nicht mit leeren Händen zum Geburtstag oder an Weihnachten kommen? Nichts einfacher als das. Fragt die Gastgeber was sie sich für ihre Kinder oder sich selber wünschen.

 

Ein Dorn im Auge sind mir zum Beispiel alle Plastikteile, welche selber Geräusche machen. Diese Fisher Price Dinger. Von den Kindern zwar heiss geliebt. Von uns aber sehr dankbar akzeptiert, wenn die Batterien dann endlich leer waren. Nicht selten haben wir die Schenkenden aufgefordert, die Spielsachen zu sich zu nehmen, damit die Kinder dann bei Ihnen zu Besuch etwas zu spielen hätten. Dass es unser Ernst war, haben die wenigsten realisiert. Wir handhaben das seit einigen Jahren so, dass wir pro Kind eine Liste machen, was wir uns sowieso kaufen müssten. Aber auch einmal ein Buch, ein Spiel steht da auf der Liste. Dinge, welche lange halten und die Kreativität fordern. Sachen, die immer wieder gerne bespielt werden und über Generationen halten. Wir bevorzugen da grundsätzlich Holz statt Plastik. Ausser Lego, die halten ewig. Aber sonst für das Gefühl und die Umwelt finden wir Spielsachen aus Naturmaterialien schöner. Gutscheine für die Ludothek und die Bibliothek sind auch immer willkommen. Denn so haben wir eine tolle Auswahl und wenn sie nicht mehr interessieren, geben wir sie zurück.

 

 

Ich zum Beispiel freue mich über Buchgutscheine, die kann ich dann einlösen, für die Bücher, welche ich will. Aber am meisten freue ich mich darüber, wenn ich nicht die ganze Arbeit für ein Mahl selber habe. „Bring doch bitte ein Dessert mit, oder kannst du etwas früher kommen und noch kurz den Tisch decken?“ Solche Dinge zählen für mich inzwischen viel mehr als materielle Dinge. Und worauf ich mich an solchen Zusammentreffen am meisten freue ist, dass ich die Besuchte bin. Dass ich mein Heim für meine Liebsten öffnen darf, um ihnen zu zeigen, dass sie mir so wichtig sind, so dass ich sie auch in ein ungeputztes und unaufgeräumtes Haus einlade. Dem Zusammensein wegen und nicht weil ich zeigen will, was für eine gute Gastgeberin oder wie schön ich aufgeräumt habe. Und wenn ich weniger Dinge besitze, umso mehr Leute haben bei mir Platz.

 

Ist das nicht schön! Sich von Dingen zu befreien, um mehr Platz für schöne Momente mit Freunden und Familie zu teilen?

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