Auf der Suche nach mir selbst, vergangenes loslassen, neues willkommenheissen
Wenn du als Mutter dich selbst nicht respektierst und liebst wie sollen es denn deine Kinder können? Es ist nicht immer einfach in einem Körper festzusitzen. Diese Hülle schützt uns und trägt uns ein Leben lang. Wir müssen Acht auf sie geben und sie sorgfältig behandeln.
Ich war seit der Pubertät immer unzufrieden mit meinem Körper. Bäääm, nun ist es raus!
Es gab seltene Momente, wo ich mich schön fand. In Schwimmbädern war ich kaum anzutreffen, weil ich mich so sehr schämte.
Ständig habe ich ab und wieder zugenommen, die sportliche Aktivität nahm stetig ab und auch die Ernährung war vor den Schwangerschaften zwar mit viel Gemüse und vielen Früchten gespickt, aber wirklich damit auseinandergesetzt habe ich mich nicht und so mir zum Teil nichts Gutes getan.
Die Schwangerschaften zeichneten ebenfalls ihre Spuren. Vor allem die Haut meines Bauchs litt in den letzten Schwangerschaftswochen bei Taro extrem und egal wie sehr ich mich einölte, sie riss. Ich trug Narben davon, innerliche und das schmerzte. Mein Herz blutete. Mein Selbstwertgefühl, welches schon immer sehr klein war, "Surprize!", schmolz nochmals um einige Zentimeter.
Wie es so ist, lenkt man sich ab. Gegen aussen spielt man das herunter. Man versucht zu kaschieren, trägt weite Klamotten und gibt sich cool und légère. So hab ich mich aber oft nicht gefühlt. Die superschlanken Freudinnen wurden heimlich beneidet, alle Männer nie als potentielle Partner angeschaut, weil ich immer der Kumpel Typ war. Weil ich so unsicher war, strahlte ich das wohl auch aus.
Irgendwann dann kam die Ernährungsumstellung. Die Lebensmittelintoleranzen wurden diagnostiziert und ich hatte wieder Freude und vor allem Zeit für Sport. Ich fühlte mich wohl, und attraktiv. Doch alle alten Glaubenssätze sassen immer noch tief und so war ich bereits wieder schwanger, als sich die einen langsam aufzulösen schienen. Jedes Gramm, welches ich zunahm schmerzte mich. Ich hatte Angst wieder "dick" zu werden, die Kilos nach der Schwangerschaft nicht mehr loszuwerden.
Nora liess mir keine Zeit für Fitness, sie und ich sind eins, wir brauchen einander und da klappte es nicht mehr mit dem Training. Also nahm ich zu, und zu, und zu und alte Wunden rissen auf. Darunter litt auch die Beziehung.
Nun bin ich hier und bin so oft mit mir konfrontiert. Bikini ist die Hauptgarderobe. Obwohl ich manchmal etwas neidisch auf den 3-Fach-Mutter-Traum-Body meiner Nachbarin schaue, weiss ich auch dass sie hart dafür arbeitet. Mein innerer Schweinehund schläft lieber aus, als frühmorgens Freeletics zu machen.
Und doch, habe ich mich endlich selbst gefunden. Ich fange an meine Narben zu lieben, denn ich liebe meine Kinder und ich bin meinem Körper unendlich dankbar, dass er mir diese zwei wunderbaren Geschöpfe geschenkt hat. Auch wenn ich nicht mehr schlank und knackig bin, bin ich kurvig und weich. Meine Kinder lieben es sich an mich zu kuscheln, meinen Bauch zu massieren, beim Stillen den Busen zu streicheln. Meine Schultern und mein Rücken sind so stark, dass sie beide Kinder gleichzeitig tragen. Meine Beine tragen mich den ganzen Tag durch die Welt und ich freue mich über jeden Schritt, den sie mich weiterbringen.
Mein Gesicht wird kantiger und erste Falten zeichnen sich ab. Ich freue mich darüber. Ob ich mich über das erste graue Haar freue, weiss ich nicht. Ich nehme es mir vor und ich möchte meine Haare auch nicht färben. Das sage ich jetzt. Wie es ist, wenn es dann so weit ist, wir die Zeit zeigen.
Auf jeden Fall bin ich und ich freue mich, mein jetziges Ich gefunden zu haben. Ich arbeite daran es jeden Tag zu lieben, zu ehren und zu pflegen.
Und meine Seele? Na die arbeitet und freut sich wohl über meine Fortschritte, über meine Offenheit gegenüber mir selbst. Darüber, dass ich der Vergangenheit vergebe und der Zukunft freudig entgegenwinke.
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Bettina (Montag, 20 März 2017 13:28)
Liebe Nicole, so schön hast du das geschrieben, du sprichst mir aus der Seele. Oft denke ich heute, wenn ich meine Tochter und andere Teenies anschaue, oder meine jungen Arbeitskolleginnen, deren Mutter ich sein könnte: "So schade, dass ihr die Schönheit der Jugend nicht geniessen könnt, die straffe, weiche, faltenlose Haut, die klaren grossen Augen, die jugendliche Ausstrahlung. Wenn sie nur wüssten, wie wunderschön sie sind..." Kaum eine junge Frau ist zufrieden mit ihrem Äusseren. Wieso braucht es "die Weisheit des Alters" damit man seinen Köper akzeptieren und lieben kann, so wie er ist? Auch ich fand mich immer zu breit, meine Beine immer zu dick, machte die erste Diät mit 17. Und seit der ersten Schwangerschaft ist da der verrissene Bauch, Kaiserschnittnarben und da und dort Fettpolster, auch kommen immer mehr Falten hinzu, von den grauen Haaren ganz zu schweigen (die ersten hatte ich in deinem Alter bereits)... Auf die Spuren meiner Mutterschaft bin ich stolz, die anderen Äusserlichkeiten stören mich mal mehr, mal weniger. An meinem Körper liebe ich vor allem, dass er so stark und gesund ist und ich mich jeden Tag so oft und ohne Schmerzen bewegen darf, wie ich mag. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, und natürlich, dass er zwei gesunde Kinder ausgetragen und ernährt hat. Schön wäre es wenn es uns gelingt, unseren Töchtern mitzugeben, dass sie wunderschön sind, so wie sie sind. Bis zu einem gewissen Masse ist mir das wohl gelungen, aber leider nicht vollumfänglich. Irgendwann werden die äusseren Einflüsse immer wichtiger. Schön, wenn sie bis dahin so weit ihr Selbstvertrauen aufbauen konnten, dass das Meiste an ihnen abprallt. Du bist auf einem guten Weg dazu :-)
Dagmar (Dienstag, 21 März 2017 15:24)
Es berührt mich sehr, wie offen du deinen Weg zur Selbstliebe beschreibst."Du bist nicht gut genug." Diese Botschaft steckt so tief in uns drinnen, dass wir uns ganz allmählich davon befreien. Denn so wunderbar wiw unsere Kinder sind wir selbst. Danke für deine Offenheit.
Frä Chäli (Samstag, 01 April 2017 20:46)
Hallo Nicole
Ich habe gespannt deine Blogeinträge gelesen. Wir freuen euch wiedermal zuhause zu sehen. Liebe Grüsse aus dem Klosterdorf. Andrea